Horchposten Hosp

Von Redaktion · · 2002/06

Sammle Dich!

Was haben Irland, Java, Curaçao und Tonga gemeinsam? Alle sind Inseln. Grund genug für das findige Label Network, ein Doppelalbum namens „Island Blues“ zusammenzustellen. Der Brückenschlag von den Anden über Marokko und Georgien nach China? Überall wird geerntet! Daher wird eine CD mit dickem Booklet zum „Thema“ Harvest-Song herausgegeben. Welches Tempo verbindet Deutschland, Japan und Algerien? Kein bestimmtes, aber alles lässt sich auf einen ruhigen Puls herunterfahren, zu dem man sich in der „World Lounge“ (Putumayo) hinlümmelt.

Der Sampler – eine Gattung im Musikgeschäft, die vor allem in der Weltmusik prächtig gedeiht. Labelkatalog und Festival-Rückschau, Instrumentenporträt und geographische Umzäunung; solche Zusammenfassungen unter einem, oft recht dünnen, gemeinsamen Dach haben einen veritablen Marktsektor aufgebaut, dessen Funktion in etwa dem „Bravo Hits“-Phänomen in der Popmusik entspricht: Man wird entweder neugierig auf die einzelnen Bands respektive Länder etc. Oder man hat schon nach dem Sampler genug davon, freut sich, und genehmigt sich den nächsten. Themen-CDs sind also gleichzeitig Appettithappen und Komplett-Menü. Wohin soll das noch führen? Werden wir als KonsumentInnen standhaft bleiben und jedem Künstler seine eigene CD gönnen? Oder drauf pfeifen und lieber die luxuriöse Aufmachung und den reichhaltigen Beipacktext vieler Sampler genießen? Taucht die Gefahr auf, dass wir auch im „World Music“-Bereich immer kürzere Aufmerksamkeitsspannen entwickeln? Halten wir durch! Hören wir hin, näher und länger, trauen wir der Musik eines Künstlers, eines Landes, eines Stiles zu, uns eine gute Stunde lang zu beschäftigen. Mehr geht auf eine CD ohnehin nicht drauf.

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